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Interview                                          ::: DARTH JOE - der Cafétreiber am GLEMS

Essay                                         ::: Der Motorradtreffpunkt - das Auffangbecken

Portrait                                                   ::: Richi Diopa (Meister der Kunststoffe)

Interview                                                        ::: Jörg_L (Erfinder des Glems 101)

Interview                                       ::: Kiwi-Chris (Kolben & Zylinder in Stuttgart)

Interview                                                                      ::: Steven Flier (alias Mr. S)

Review                                   ::: ADAC Bikers Day am 8. Juni am Glemseck

Review                       ::: Solitude Revival 2008 Glemseck


Ein gelungenes Wochenende - bestes Wetter und feinste Boliden, Oldtimer, Raritäten, Racecars und seltene Bikes fuhren die Hedersbacher Kurve rauf und runter als wäre es nie 50 Jahre her gewesen, der Grand Prix auf der Solitude im Mahdental. So gut 10Tausend dürften wohl den Weg gefunden haben - ins Eldorado der feinsten und schnellsten Rennmaschinen aus 5 Jahrzehnten. Das Schaulaufen fand geradewegs vor Frau Sonnetts Hotel Glemseck statt - so dass wir wie immer auf unserer Leitplanke sitzen konnten und richtig was geboten war.

Das Programm lief unter dem Motto 80 Jahre Hans Herrmann und so wunderte es auch niemanden, dass die Weisshaarigen es nochmal so richtig knacken liessen. Mit bestem Beispiel voran der Ulmer Dieter Braun, zweifacher Weltmeister auf der Solitude, der doch tatsächlich mit 65 Jahren noch einen Wheelie auf seiner Yamsel TZ 350 Bj. '78 hinlegte, hier der Beweis, Missy D konnte gerade noch abdrücken:


Das sieht man auch nicht alle Tage! Auch die anderen Jungs hielten wacker drauf und gaben alles - auch soundmässig. Das könnt Ihr Euch nachher noch im Video reinziehen, das an Originalsound nicht spart....

Mit an Mopeds dabei waren - und das klingt wie Musik:

Bimota DB1 Bj 84, Honda NSR 500 Bj 85, MV Augusta 3-Zyl. Bj 66, Benelli 500 Quattro Bj 68. Nicht zu vergessen die Gespanne mit den Schmiermaxen die sich voll in die Kurve gehängt haben wie BMW Kneeler Bj 70 oder Moto Guzzi Airone Bj 39.

Bei den Cars waren vor allem die James Dean-Spyders ein Augenschmaus, um nur einige zu nennen: Porsche 908 Spyder TF Bj 69, ein Gulf-Replika 917 Bj 70 und dann die David Piper Racing Cars Ferrari 330 P4 Bj 67 und der Piper Porsche von Attwood, 917 Bj 70 und natürlich die Formelrennwagen Lotus, Kaiman und Abarth aus den Jahren 1968-72. Ganz klar in Stuttgart waren auch ein paar edle Silberpfeile dabei wie Mercedes W 196 Bj 55.

Besonders gut hat Missy D gefallen, dass alle Oldtimerbesitzer mit Fahrzeugen aus den Baujahren 1960-73 sich zum Corso anmelden konnten und ihren Schatz durch die Schaukurve jagen durften. Das macht das Ganze ein bisschen wengier elitär, denn schliesslich kostet so eine Karosse zwischen 20 und 100T Euronen. Und so tummelten sich vorne an der Start-Ziel im abgesperrten VIP-Bereich dann auch die Schön-und-Reich-Fraktion, fast wie bei der Formula One. Ein grosses Lob auch an den DJ der die 50ies Scheiben nur so durchlaufen liess - von Elvis bis Peter Krauss war alles dabei. Rock'n'roll verbindet eben Generationen.
Hinweis: Am 21. Juli kommt ein Bericht zum Event im TV auf SWR !!!

Ein kleiner Kritikpunkt noch zum Schluss:

Nach einigen Erfahrungen mit Autos und Mopeds, die ihre Autorität nicht respektiert haben und einfach durch die Schranken der gesperrten Strasse gefahren sind, haben die Mitarbeiter der Security auf TILT geschaltet. Der extra aus Aachen angeheuerte Security Service, der die Veranstaltung eigentlich unauffällig schützen sollte, war dann so übermotiviert, dass die Wachleute nicht einmal mehr die Anwohner vom Glemseck auf's Gelände lassen wollte und das unter vollem Körpereinsatz. Missy D meint: Gerade für die Security-Profis muss klar sein: Immer cool bleiben, auch wenn's heiss wird! Bitte diese Security-Agentur nicht mehr buchen! Da gibt's bestimmt auch Nettere....

Hier gehts zum Video der Boliden und RaceBikes klick

Hier die fette Galerie Solitude_Revival am Glemseck klick

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Review                                     ::: ADAC Bikers Day am 8. Juni am Glemseck


Am letzten Wochenende war am Glemseck die Veranstaltung des ADA-Clubs, der Bikertreff am 8. Juni. Das Wetter hat mitgespielt und es war gut gefüllt, laut Club ca. 3500 Besucher. Das Highlight waren die Stuntshows von Achim Steinmacher genannt STEINI und Kevin Funk, Trial- und Stuntfahrer.
Doch dazu später mehr.
Gesperrt war die Strasse vor dem Hotel Glemseck, dort waren auch die meisten Stände der grossen Händler und Marken aufgebaut und zeigten Gebrauchte sowie die neuesten Modelle 2008.
26 Aussteller waren vor Ort. Dazu gehören die großen Hersteller wie BMW oder Yamaha. Ein Wunsch der Motorradfahrer für nächstes Jahr: Motorräder brauchen auch einen Parkplatz an der unteren Einfahrt (L1187).

Da das diesjährige Motto Verkehrssicherheit war, konnten wir unser Reaktions- und Sehvermögen testen lassen und eine Instruktorin zeigte Auschnitte aus dem Fahrsicherheitsprogramm.
Auch die Polizei von der Verkehrssitte nutzte die Gelegenheit, eine ProVida-BMW auszustellen und hoffte mit dieser Demonstration auf Abschreckung.

Zurück zum gelungenen Rahmenprogramm:
Abwechselnd zeigten STEINI von der Motobox und Kevin Funk vom MSC Köngen (dt. Meister 2006 baden-württ. Meisterschaft Trial) ihr fahrerisches und artistisches Können - waghalsige Stunts und perfekte Motorradbeherrschung gepaart mit einem Gefühl für's Gleichgewicht:
Beim Trial-Stunt standen Container und ein ausrangierter gepanzerter Minister-Mercedes als Rampen zur Verfügung um die Moves auszuführen, die Autotür mit dem Hinterrad zu schliessen und sogar ohne Vorderrad ging's bei Kevin ab in den Wheelie mit einer Beta 270 ccm.

STEINI, der in Eislingen die Motoradwerkstatt Motobox betreibt und sehr erfolgreich LangstreckenRennen (WM Bol d'OR u.German Endurance Cup) fährt, zeigte ebenfalls atemberaubende Stunts, im Damensitz und im Stehen auf seiner Maschine jongliert er sogar noch mit 3 Tennisbällen. Hut ab. Diese Gelegenheit nutzte Missy D für ein exklusives Interview mit Achim Steinmacher,

hier gehts zum Video-Interview klick

Ein kleine Kritik noch zum Schluss: Achim Steinmacher ist einer der wenigen Stuntfahrer, die ihr eigenes Programm moderieren können, und zwar währenddessen, daher hat er auch ein Micro am Helm. Es wäre also nicht nötig gewesen, ihn zu moderieren. Das kann er selbst besser. Der Satz "Kinder bitte nicht nachmachen" wäre dann vielleicht auch nicht 22 mal zu hören gewesen.

Homepage von Achim Steinmacher klick

Homepage von Kevin Funk klick

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Werkstatt-Interview         ::: Oli von Oli's Motorradbox packt aus

+ Bonus-Video <klick>


Wie lange fährst Du schon Motorrad?
20 Jahre, bissle länger, aber unregelmässig. Hab mit ner 500er Four angefangen.
Dann hab ich mir ne Bol d'Or gekauft: aus dem Grund hab ich meine heutige Werkstatt, da ich ja immer kein Geld hatte und selbst schrauben musste, hab ich mir so die Sache angeeignet

Wie kam zum ersten mal die Idee, eine kleine Werkstatt aufzumachen?
Die kam mit Tommy, zu der Zeit war ich arbeitslos und er hat gemeint, da muss man was tun, damit Geld in die Kasse kommt und vorgeschlagen, er könnte die Motorräder richten, die ich anschleppe. So ging die ganze Sache los. Wir haben die Mopeds hergerichtet, schön aufgemotzt und wieder auf den Markt gebracht.
Ich hab die Mopeds besorgt, dann haben wir sie repariert und uns dann die Kohle geteilt. Das ging so ein bis eineinhalb Jahre.

Wie kam dann die Idee noch einen Schritt weiter zu gehen?
Tommy war nebenher noch berufstätig und das hat dann einfach vom Verhältnis her nicht gestimmt und dann hab ich mir 2001 ne kleine Garage gemietet in Leinfelden, wo ich dich dann auch kennengelernt habe.
Am Anfang hab ich nur Motorräder gekauft, hab sie geputzt und sie dann wieder verkauft. Geputzt in Anführungsstrichen, also Teile poliert, lackiert und so was.
Das war eigentlich ein ganz gutes Geschäft, relativ wenig Einsatz und ein ganz netter Verdienst.
Später wurde das dann eine Ich-AG und ich war dann vom Arbeitsamt gesponsort. Das hat dann für die Miete und die Krankenversicherung gelangt. Allerdings war das gestaffelt mit der Förderung, im ersten Jahr noch ganz ordentlich und im Dritten fast nichts mehr.

Du bist also einer der berühmten Existenzgründer?
Genau, wie die aus dem Fernsehen.

Wie sind so deine Erfahrungen mit den Kunden?
Die meisten sind ganz ok - und ich schraub für die ganze Clique oder sie bestellen Reifen bei mir.

Was ist denn mal Nettes passiert?
Nettes passiert andauernd. Zum Beispiel wenn Du vorbeikommst...
Puschel: alter Charmeur!
Also vor zwei Wochen kam ein Harleyfahrer, der mich bat, seinen HinterReifen zu wechseln. Dann kam er wieder und meinte, das er noch ein Problem hat, nämlich dass seine Bremse schleift. Daraufhin hab ich die Kiste nochmal auseinandergenommen und er fuhr abends vom Hof. Er war dann höchstzufrieden und kam am nächsten Tag wieder angefahren und ich denk oh Gott, schon wieder er, was hat er denn jetzt. Doch er hat gemeint, dass die Harley in den 20 Jahren noch nie so gut gelaufen ist - und hatte ne' Kiste Bier dabei.
Puschel: Harley halt
Es gibt immer wieder nette Kundschaft. Hab mal einer Lady mit nem kleinen Chopper kurzfristig einen Ölwechsel gemacht und dann hatte sie nicht genug Geld zum zahlen dabei.
Puschel: Ich hätte auch Naturalien genommen ;-)
Dann hab ich zu ihr gesagt, den Rest soll sie mir dann noch vorbei bringen. Dann hat sie mir einen netten Eintrag ins Gästebuch gemacht und sich nochmal bedankt und kam dann am nächsten Tag mit einer Tafel Schokolade...
Puschel: sweets for my sweet, sugar for my honey trallala

Apropos, was ist mit der Maschine hier?
Das ist ne Harley Baujahr 80. Das ist mein Winterprojekt.
Hier ist ein Bild wie sie mal ausgesehen hat.


Die richte ich mir jetzt, kurze Gabel rein, dann hatte sie so verchromtes Zeug dran, das hab ich mühsam wieder abgefriemelt und die Fransen von der Sitzbank mussten auch runter. Die möchte ich dann mal selbst fahren. Ans Glemseck, zum Frühstück.
Puschel: vorausgesetzt er kommt hin!
Die Lackierung macht dann mein Airbrusher, Uwe Wenzel, mit dem ich hier auch zusammenarbeite. Das ist dann auch gut als Werbung für ihn. Wer mal was von ihm sehen will: http://www.wenzel-airbrush.de/

Woher kennst du Uwe Wenzel?
Ich hab ihn über einen Kumpel kennengelernt, er hatte sein Studio draussen auf einem Bauernhof und hat die ganzen schön bemalten Volksfest-Schausteller-Anhänger damals gebrusht.

Was ist dein grösster Wunsch für 2008?
Mein grösster Wunsch ist, dass es mit der Gesundheit einigermassen hinhaut. Da kommt noch was auf mich zu. Ich möchte ein Gesundheitsjahr machen. Und dass es mit dem Geschäft einigermassen gut läuft. Wobei ich mit dem ersten Jahr hier echt zufrieden sein kann.

Wir kennen dich als jemand, der regelmässig mit dem Moped zum Glems kommt, aber bei den grossen Touren bist du nicht dabei, wieso?
Das liegt einfach daran, dass ich hier die ganze Woche arbeite. Wenn du an Mopeds schraubst, hast du keinen geregelten Feierabend. Dann langt's vielleicht grad noch für einen Cafe abends am Glems. Ausserdem hab ich ja schliesslich auch noch ein Mädel - und ihr schenke ich meist sonntags meine Aufmerksamkeit.

Wie siehts mit Familienplanung aus?
Das lassen wir mal so wie es ist, lacht
Wir sind schon über 20 Jahre zusammen und uns da einig.

Wenn du den Schein weg hättest, wie würdest du das aushalten?
Ich hatte meinen Schein schon 5 mal weg. Ich kenn mich da aus. Beim ersten Mal ist das einfach. Da gehst du zum Idiotentest und erklärst dem Psychologen: mhh ja Jugendfehler, ich mach's nie wieder. Beim zweiten Mal sagst du: ich machs nie wieder nie wieder - und beim dritten Mal gehen dir so langsam die Argumente aus. Da ich fünf mal dort war und jedesmal bestanden hab, möchte ich da nicht noch mal hin - ich habs jetzt eingesehen. Besser spät als nie.

Auf was für ne Art von Moped stehst Du?
Also ich find die Italiener fürs Auge schöne Motorräder, vor allem auch die alten Mopeds, MV Augusta, Guzzi. Die ganz italienische Reihe gefällt mir ganz gut. Von der Technik her ja auch nicht besser wie die (lacht und zeigt auf die Harley).

Du hast ja selbst mal einen Ausflug in die Racewelt gemacht und hattest ne R1. Was war deine Erfahrung?
Es war toll zu fahren und sie läuft wie auf schienen. Nur ist es so, wenn du jeden Tag mit dem Motorrad fährst, dann wirst du dem Moped einigermassen gerecht, dann kannst du das Ding auch beherrschen. Wenn du so wie ich aber nicht so viel fährst, dann ist das Ding einfach zu schnell. Du musst mit solchen Maschinen jeden Tag trainieren - die gehen so ab - also dafür fahr ich zu selten. Ich schraub ja ständig. Da fahr ich lieber ne alte Bol d'Or, da kann ich den Hahnen aufreissen und irgendwann geht's dann auch mal vorwärts.
Puschel: irgendwann, irgendwie, irgendwo

Wie sieht dein bester Kunde aus?
Kommt rein und sagt: Geld spielt keine Rolle, fang an!
Ich kann ihm dann jeden Wunsch in jeder Zeit erfüllen - an seinem Motorrad.
Die Pfennigfuchser machen mich manchmal schon nervös. Ich steh ja schon unter dem Druck, dass ich mit grösseren Werkstätten gar nicht konkurrieren kann, ich bin ein Einzelkämpfer, und dadurch bin ich ja schon um die Hälfte billiger, und dann gibt es welche, die immer noch am Preis rummäkeln. Da hatte ich z.b. mal ne BMW im Wert von 15.000 Euro zur kompletten Inspektion mit Ölwechsel und Batterie. Dann kam der Kunde und meinte, oh so viel Geld.
Da hab ich spasseshalber später mal bei BMW angerufen und mir ausrechnen lassen, was genau das gleiche dort gekostet hätte und es war das Doppelte!

Wie wichtig ist für dich in deinem Leben Freundschaft und Vertrauen?
Das sollte man haben können. Wenn es auch nicht immer funktioniert. Aber wenn man sich nie darauf einlässt, dass der Freund ehrlich zu einem ist, dann funktioniert gar nichts, also man braucht sie. Also ist das wichtig. Ohne meine Freunde würde es die Werkstatt hier nicht geben. Als ich hierher umgezogen bin, da war alles noch voller Rohre und dunkel hier. Tommy hat seinen kompletten Jahresurlaub mit mir hier verbracht und wir haben zusammen mit den Kumpels die ganze Hütte hergerichtet.
Speziellen Dank auch an Marc und Pierre! und Steven hat mir mein Logo gemacht.
Puschel: jetzt hat er sogar ne' Cooporate Identity.

Wie beeinflusst dich der Pirelli Kalender bei der Arbeit?
Ich hab keinen von Pirelli. und es ist auch kein Wirth. Es ist nur ein einzelnes Bild. In eine Werkstatt gehört eine nackte Frau, das muss einfach sein. In die Reifen-Kuschelecke. Aber natürlich bin ich eine frauenfreundliche Werkstatt, also nicht dass das jetzt eine in den falschen Hals kriegt. Es muss ein Pin-up rein, das ist das Flair der Werkstatt.
Puschel: grad noch mal die Kurve gekriegt unser Oli.

Kontakt: Oli's Motorrad-Box, Sankt-Pöltener-Straße 74, 70469 Stuttgart-Feuerbach, http://www.olis-motorradbox.de/, Tel: 0151 - 17 22 23 94 oder 0711 - 27 31 70-22

Reifenwechsel by Oli: Das Werkstatt-Video <klick>


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immer am Gas äh Glems ::: Interview mit Steven Flier (alias Mr. S)


Age: 42                            Moped: Suzuki GSX R 750

Wie bist Du damals auf die Idee gekommen Moped zu fahren?
Ich wollte nicht erst mit 18 oder 19 Motorradfahren, ich wollte schon als 12jähriger Mopedfahren, hatte aber niemals ein Mokik oder sonst irgendwas und mit 18 hab ich noch vor dem Auto den Motorradführerschein gemacht und mir dann ne DR 500 Suzuki rausgelassen, zum damaligen Schnäppchenpreis von 3.999 DM.

Wie gings dann weiter?
Meine Karriere mit dem neuen Motorrad war bei km-Stand 382 schon fast beendet. Ich bin über eine Kreuzung geschlittert, weil ich es mit dem Bremsen nicht drauf hatte. Da dachte ich schon, ich hab überhaupt kein Talent. Und zwei Monate später hat mich dann im Neckartal noch einer mit ner 50er verblasen. Es hat glaub ein Jahr lang gedauert, bis ich einigermassen ordentlich fahren konnte. Dann kam ne DR 600 und später ne RG 500.

Immer Suzuki?
Nee, einmal hab ich auch ne Yamaha Midnight Special XV 1100 gehabt, einen Chopper.
Missy D: gut dass du's zugibst - das hätten wir rausgekriegt

Wann hast Du das erste Mal gemerkt, dass Du was schnelleres brauchst, um dich an deine Grenzen ranzutasten?
Die  war damals schon schnell. Ich war ganz neu dabei, es hiess dann, er ist der Youngster, der kennt sich noch nicht so gut aus - und irgendwann stand ich mal in der Umgebung Pforzheim an der Ampel mit ein paar anderen Motorradfahrern, die hatten Ducatis und Guzzis, das Joe Barr Team persönlich. Ich hab halt beim Start Gas gegeben und witzigerweise waren die dann nach ner Minute nicht mehr hinter mir. Das war dann ein cooles Feeeling, hei, das macht ja Spass!
1995 war ich das erste mal auf der Rennstrecke. Das war damals am Anfang das Übliche, man kommt zurück und fühlt sich wohl auf der Hausstrecke, speziell Solitude oder Schattenkurve , das Knie war endlich mal unten, man ist sicherer unterwegs aber trotzdem schneller. Das hat sich dann irgendwann mal wieder gelegt.

Hast du während der Zeit auch gezeichnet?
Ja, ich hab eigentlich immer gezeichnet, damals kamen grad mein erster Comic, Gnats & Murphy raus.
Ich war selbstständig, das war ne echt coole Zeit, es gab ne richtige Menge an Aufträgen, ich war bekannt wie ein bunter Hund und immer so die Feuerwehr für schnelle kurze Jobs, für grafische One-Night-Stands. Ich hatte ne Seite im Netz, die wurde damals im LIFT Stuttgart vorgestellt.
Ungefähr 2002 hab ich mich mit ein paar Jungs zu einer Werbeagentur zusammengeschlossen. Wir ham gute Arbeit gemacht, für die Kunden gute Qualität abgeliefert, eigentlich hätten wir uns ja freuen müssen, aber wir waren zu unterschiedliche Charaktere als das wir miteinander auf Dauer hätten zurecht kommen können. Dann bin damals noch vom meinem Moped geflogen und war länger ausser Gefecht, das war dann noch mit der Auslöser, so ne Art Tiefpunkt, wo ich dann gesagt hab, ok, change your life.
Dann hab ich mich als Ein-Mann-Betrieb wieder an den Markt gewagt.

War das auch der Start von Speeding im Jahr 2003?
Speeding war da grad so ein Jahr angelaufen. Also am Anfang hab ich mit Missy D, die ich am Glemseck und beim Fahren kennengelernt hab, Speeding neben der Arbeit als gemeinsames Projekt neben her betrieben, was dann natürlich in der Agentur auch für Ärger gesorgt hat, war ja klar.
Später, als ich mich dann selbstständig gemacht hab und wieder genesen war, hab ich mich dann Vollzeit um Speeding gekümmert.

Die Erwartungen und auch der Erfolg von Speeding war eigentlich vielversprechend. Am Anfang sah es so aus, wie wenn wir durchstarten, als ob aus der Sache was Grosses wird...
Ja, ich hab Speeding schon sehr ernst genommen. Ich muss heute sagen, dass war vielleicht ein grosser Fehler, dass ich das Ganze nicht eher als schönes Nebenher-Projekt gesehen hab. Ein paar Kunden konnte ich letztendlich in der Motorradbranche für Illustrationen gewinnen. Ich hab halt versucht, mir ne enge Zielgruppe zu erschliessen. Eigentlich alles, was mit Benzin zu tun hat.

Was glaubst du jetzt - warum hat das nicht funktioniert?
Du bist künstlerisch und sprachlich begabt, die Themen waren heiss, die Einschaltquoten sensationell für die kurze Zeit...
Was ich im Nachhinein natürlich zugeben muss: ich hab zuviel in Eigenverantwortung gemacht, also Verantwortung nicht abgegeben, also z.b. an Dich, Missy D.
Wir waren zwei Leute, da kann man nicht alles allein entscheiden.
Wär noch ein Dritter dagewesen, der sich um das Backend, also die technische Seite gekümmert hätte, wär es vielleicht anders gekommen. Die Seite hatte etwas Schwierigkeiten in der Benutzerführung, man hätte sie eigentlich umbauen müssen.

Was könnte noch ein Grund gewesen sein?
Ja gut die Szene, ich glaube, dass die Szene der schnellen Motorräder eine viel zu eng gesetzte Szene ist und dort sind so viele Exzentriker unterwegs, die sich gegenseitig übertreffen wollen, auf Egos aufgebaut. Wir haben ja durchaus auch positives Feedback bekommen. Wir haben extrem polarisiert. Die meisten Motorradfahrer hängen immer ihrer grossen Vergangenheit hinterher. Man muss sagen, es ist sozusagen die elitärste und manchmal auch wütendste Klientele, die man haben kann.
Ein paar Erfolge gabs, zum Beispiel hab ich für den Franz Schermer (immerhin Gründer der MO und ehemaliger Chefredakteur von MOTORRAD) im Reparatur-Sonderband "Schrauberbuch für Frauen" das Kapitel "Motorrad Jargon" geschrieben, vollständig aus meiner Feder. Da bin ich verdammt stolz drauf!
Puschel: alter Frauenversteher.

 
Da werden Geschäfte gemacht wie in jeder anderen Branche auch, aber selbst wenn dir jemand ein Motorrad verkauft, soll es hinterher so aussehen, als hätte er dir einen Gefallen getan. Seh ich das richtig?
Die erfolgreichsten Händler sind nicht diejenigen, die gross Ahnung vom Motorradfahren haben, sondern die erfolgreichsten sind die Geschäftsmänner, die Kaufleute, Unternehmer, die diese Branche für sich entdeckt haben, die gehen da marktwirtschaftlich mit dem nötigen Kapital ran.

Für viele Leute war das ne absolute Überraschung, wo plötzlich Speeding.de vom Netz ging und deine Partnerin Missy.D im Juni 2007 die Seite mit MySpeeding fortgeführt hat. Wie war Deine Reaktion?
Ehrlich gesagt, ich war erstmal verblüfft und beeindruckt, dass Missy D es einfach so in die Hände genommen hat. Ich war ziemlich frustiert zu der Zeit, dass mir die Datenbank abgeschmiert ist und nichts mehr zu machen war.
Mein nächster Gedanke war, wie lange hält sie das durch...
Ich hab dann auch jedem gesagt, dass wir uns geeinigt haben, dass ich's gut finde wenn sie das machen will, ich hätte Speeding in den nächsten 6 Monaten sowieso nicht wieder zum Laufen bringen können.
Das grösste Argument von Missy D war, je länger wir offline gewesen wären, desto schlechter hätte man an den Erfolg von Speeding anknüpfen können.

Wie war das genau mit Speeding gegen Ende?
Glemseck 101 im Jahr 2006, wo wir mit dem Ace Cafe teilgenommen haben, da hatte ich mir ein paar Folgeaufträge erhofft. Man hat von vielen Seiten gehört, toll, deine Zeichnungen sind gut, viele, auch grosse Tiere haben grosse Versprechungen gemacht und aus all dem wurde nichts.
Anfang 2007 gabs im Spiegel diesen Artikel, dass Motorräder in der Technik um Jahre der Entwicklung der Autos hinterherhinken. Da hab ich ja dann zu diesem Thema ein Essay geschrieben und hab ihn an ca. 100 der wichtigsten Redakteure in Deutschland geschickt - und es kam absolut gar nichts zurück.
Ich war zu der Zeit auch ziemlich am Ende und pleite und wollte Speeding auf einen Blog umbauen und da ist mir alles abgeschmiert.
Dann war im März 2007 der Punkt, wo ich sagte, mir reichts jetzt, ich hab keine Lust mehr, null Feedback. Wenn man das Thema zwar liebt, aber es gibt einem nichts zurück und man investiert viel zu viel Zeit.

Wie kam es zu dann zu Deinem neuen Projekt  Fliers Welt?
Ja gut ich hab bei Speeding gesehen, dass mit eines der grössten Probleme ist, dass man nicht tagesaktuell ist, dass man nur zu zweit ist,  dass man niemand acquerieren kann, dass man alles selbst machen muss, dass viele Geschichten erzählen können, aber nicht schreiben können. Da ich als Illustrator und Graphik Designer eigentlich extrem genau arbeite, wollte ich mich eigentlich wieder auf die lockere Zeichnung zurückbesinnen, fast schon nur aus einer Laune heraus, ganz frei, kein festgelegtes Thema.
Die Cartoons dort haben immer das gleiche Format, meist schwarz weiss, bestimmte Typen wie "Der apokalyptische Reiter" und meine "Strichmännchen" tauchen immer wieder auf. Das Publikum ist jung, viel im Netz und breit gestreut.

Wie läuft es mit Fliers Welt?
Am Anfang, nach zwei Wochen, kann man nicht erwarten, dass was passiert, wenn man einen Cartoon ins Netz stellt. Ich hab dann das gleiche wie bei Speeding gemacht, Werbung, Redakteure von Spiegel, bis Welt, die Netzeitung angeschrieben,
Die Besucherzahlen sind immer weiter gestiegen. Ich hab die Illus zur Benutzung freigegeben. Und dadurch hat es sich automatisch verbreitet.
Ich nehme auch gerne Religion auf die Schippe. Bei Christen ist das ja noch ganz witzig, die lachen auch drüber, aber bei den Islamisten gestaltet sich das schon schwieriger, ich hab dann richtig böse Mails und Zuschriften bekommen.
Wieso das?
Ich hab ein Problem mit Leuten, die ihren Glauben so offensichtlich nach Aussen tragen, dass er politisch wird. Wir haben diese Zeiten hier in Europa hinter uns. Wir mussten genauso unseren Blutzoll zahlen, auch viele unschuldige Menschen. Ich kann mich genauso über z.B. fundamentalistische Christen in Amerika wundern, die einem Big Prediger zuhören. Diese Leute mögen mich dann hassen, wenn ich mich über sie lustig mache, andererseits ist es noch nicht soweit, dass ich bei ihnen auf die Todesliste komme. Und genausogut kann ich mich über islamistische Fundamentlisten wundern.
Mein journalsitisches Vorbild ist Henryk M. Broder...

Ich zwinge Dich jetzt mal Farbe zu bekennen.
Wie stehst Du konkret zur aktuellen amerikanischen Aussenpolitik?
Gehörst Du zu denen, die die Politik, auch wenn sie nicht überall populär ist, letztendlich vertreten und ja dazu sagen oder gehörst du zu denen, die aus antiimperalistischen Gründen sagen: nee so gehts nicht?
Na dann gehöre ich auf jeden Fall zur ersteren Sorte.
Es ist dummerweise wie immer bei den Amerikanern: sie rennen irgendwo rein, in dem Glauben, irgendwas Gutes zu tun und haben leider keine Lösung für den Abschluss. Und das passiert ihnen ja leider nicht zum ersten Mal. Aber die Amerikaner machen eines, was andere nicht machen, sie tun wenigstens was. Lieber agieren, als nur reagieren oder gar nichts machen.

Jetzt wo sich mit Fliers Welt ein gewisser Erfolg für dich als Cartoonist eingestellt hat, wie kam es zu so einem Auftrag wie bei der Zeitschrift "golfpunk"
Das hatte ne Menge mit Fliers Welt zu tun. Es war genau das, was ich mir immer vorgestellt habe. So wie es auch mit den Blacksheeps gedacht war. Ich hab von vielen Seiten gehört, dass sie gut sind und dass sie gefallen und ich hab gehofft, dass sich irgendwann mal eine Zeitschrift oder ein Verlag mal entscheidet, die Blacksheeps zu machen, entweder monatlich oder wöchentlich. Und beim golfpunk wars genauso, ich hatte vorher schon ein paar Golfcartoons gezeichnet, die ich speziell an diese Zielgruppe geschickt hab. Dann hat mir z.B. der Chefredakteur vom golfpunk angerufen, die ein sehr jugendliches Magazin sind, mit der Anfrage für eine Illustration für einen Artikel in der golfpunk Dezember 2007. Golf hat letztendlich genau das selbe Problem wie die Motorradbranche, dass das Zielpublikum halt einfach schon alt ist und sie brauchen dringend jüngeres Publikum. Das hatte ich eigentlich auch von den Motorradzeitschriften erwartet, dass da mal ne Anfrage kommt für ne Illustration.
Ich spiel selbst ein bisschen Golf, hab allerdings keinen Führerschein (PE) dafür. Aber es ist dann schon verwunderlich, das ich mit dem bisschen Fachwissen, das ich über Golf habe, den Kern der Sache bei den Cartoons so getroffen habe, dass verschiedene Redakteure gesagt haben, ok, das probieren wir doch einfach mal.

Das war Dein erster Auftrag in einer bundesweiten Fachzeitschrift. Kam da noch was nach?
Ja. Tatsächlich hat mich dann MOTORRAD für ne lllustration zu einem Artikel über Sound engagiert, der erscheint jetzt am 18.01.2007 im Heft 03/2008. Wer auch so was braucht:  www.stevenflier.com

Was denkst du, was du in 20 Jahren fährst?
lacht.
Das möchtest du nicht wissen, eine Harley.
Puschel: Zurück in die Zukunft 2.

Wie wichtig ist dir die Optik von deinem Moped und deinen Klamotten?
Die Optik von meinem Motorrad ist mir relativ unwichtig. Darf ruhig dreckig sein.
Puschel: vor allem das Nummernschild!!! Bin jahrelang mit ner getapten GSXR 1100 rumgefahren. Beim Kombi will ich schon, dass er sitzt, dass er den Bauch ein bisschen verdeckt, sagen wir mal nicht gerade von einer Billigmarke.

Deine Freundin ist im 8 Monat schwanger und bittet Dich, aufzuhören mit Moped fahren, was machst du?
lacht
ganz ehrlich: nein

Warum fährst du nicht so oft in der Gruppe mit?
Mit den richtigen Leuten vom Glemseck in ner kleinen Gruppe fahr ich gerne. Ansonsten setzt mich das eher unter Druck.
Wenn ich zügig durch den Schwarzwald fahre, geht das alleine besser als wenn ich durch irgendwelche Mitfahrer aufgehalten werde oder als dass es in einen Wettbewerb ausartet.

Was ist dein grösster Wunsch für 2008?
Der allergrösste Wunsch ist, dass mein Konto mal wieder richtig gute Zahlen aufweist und dass ich mir ein neues Motorrad kaufen kann.

Dann sehen wir dich ja bald am Start, vielen Dank Mr. S


und für alle die schon immer wissen wollten, wer PUSCHEL ist :::  hier <klick> Interview mit PUSCHEL

FUNPIC ::: die Cops rüsten auf ::: diese Jungs fahren demnächst an der Solitude ;-)



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und das provokante Essay von Missy D :

Das Auffangbecken - der Motorradtreff

Missy D von www.myspeeding.de lästert mit unbestechlicher Beobachtungsgabe über rattenscharfen Typen und ihre Mopeds. Sie beschreibt Orte, an denen hunderte von Motorrädern auf möglichst kleinsten Flächen mitten in der Pampa geparkt werden und Hungrige an einer mittelmässigen Currywurstbude meterlang anstehen. Was da wohl los sein mag? Nein, es ist kein Event, es gibt keine Musik und es zieht sich auch kein Girl aus. Wetten ihr findet euch wieder?
Wieder keinen Millimeter für euer Bike am Treffpunkt gefunden? Fragt ihr euch wer da eigentlich zu Gange ist? Missy D gibt Antworten und zwar ganz konkrete.
Meistens stehen an diesen Orten die Fahrer und solche die von Motorrädern fasziniert sind. Eine Showeinlage folgt der anderen. Wahnsinnige rasen durch die Menschenmenge. Aufheulende Motoren wo man hinhört.
Aber es treibt sich auch so manch komische Gestalt auf diesen Parkpätzen rum. Was sind das also für welche, die da am Motorradtreffpunkt abhängen?
Missy D beleuchtet die Szene mal näher und analysiert die verschiedenen Typen mit einem Augenzwinkern:

Der Papagei
voll gepflegt mit teuerster Replica von Rossi - das Moped auch schwer auf Race getrimmt.
Überall steht 46, aber das macht ihn auch nicht schneller. Abfahrt stehts mit aufheulendem Motor und Vollgas. Taucht gerne in Gruppen auf und macht schwer ein auf cool.

Der Modebewusste
saisontrendige Bikerboots, Jeans und Renegade Haartracht, Topfigur. Verwechselt den Treff- punkt mit dem Laufsteg. Fährt sowieso nicht, weil er Café trinkt und gesehen werden will. Für Harley hat es nicht gelangt, aber ein Suzi Chopper mit Fransen am Lenker ist auch auch voll cool.

Der Ducatisti
Er steigt immer schon mit stolz geschwollener Brust von seinem Hobel ab. Schliesslich hat er ja eine Ducati. Und egal wie gewöhnlich dieser Typ ist, mit seinem Bike hält er sich für einmalig toll. Die ausgereifteste Form des Markenfetischismus. Äussert sich auch in Fankleidung von der Ducatiunterhose bis hin zum Ducatischlüsselanhänger....

Die Fighter
Der Hinterreifen ist breiter wie ihr Arsch (mind. 240er Autoreifen) und jede Schräglage ist von vorneherein ausgeschlossen. Er hält sich aber für den allergeilsten und sein Moped erst: ein gelungener aufwendiger SF Umbau mit abgesägtem Heck - schliesslich gehört man ja jetzt zu einer Gruppe.

Der Retrofahrer
Er schraubt mehr wie er fährt, ist cool in Jeans oder altem Kombi und hat die letzten 3 1/2 Monate liebevoll seine Lodola Bj. 75 wieder hingekriegt. Die Fahrt zum Treffpunkt ist die Testfahrt ob auch alles hält. Danach nimmt er sich die nächste alte Veteranen-Kiste vor. Kennzeichen: immer schwarze Finger

Der RatBike Fahrer
Der Sitz ist gepolstert mit Schaffell und Dreck lässt ihn kalt, geputzt wird nie. Glänzen darf hier nichts. Das gibt bei der Speeeding Redaktion Pluspunkte.
Passsend zu seinem Bike kommt der Ratbiker unrasiert und mit Dirt Klamotten lässig zur Planke rübergeschlendert. Er geniesst Artenschutz und Kultstatus.

Die Oldies                                                                                                                                      

sind stolz, dass sie nach 30 Jahren Ehe noch Motorradfahren dürfen und ein Bike haben. Meist mit ergrautem Haar und leichtem Bauchansatz. Fahren von BMW bis Ducati so ziemlich alles. Sind schon ewig dabei.
Träumen von alten Zeiten, wo sie noch King of the Road waren, auf leeren Strassen.
Viele von ihnen sind noch voll aktiv und die Jungen kommen an ihnen nicht vorbei.

Der Pseudo Racer
sein Alter ist wenn's hoch kommt 21 und er will es allen zeigen mit seiner R1. Die Kniepads sind vorgeschliffen und sein Financier ist die Yamaha Bank. Sein Kombi ist brandneu und trendigster Marke so etwas wie Alpinestars oder Berik. Den hat er sich samt Helm auch gleich dazugeleast. Und dann wird am Treffpunkt mal so richtig gezeigt, was für ein toller Hecht er ist: mit Vollgas durch die Fussgänger und einige wenige auch auf dem Hinterrad durch die parkenden Mopeds. Die Abfahrt vom Treffpunkt erfolgt ausschliesslich unter Vollgas und mit aufheulendem Motor. Schliesslich soll's ja jeder mitkriegen.

Der Endurotyp
fährt Supermoto oder Enduro. Er ist klein und leicht - geschmeidig nimmt er die Kurven und lässt es mit seiner kleinen Kiste knacken. In kleinen engen Strässchen überholt er das Superbike in der Kurve innen. Er macht keine grossen Worte und hört allen beim Sprücheklopfen zu. Er zeigt es ihnen lieber auf der Strasse.

Der Psychopath
ist ein häufig anzutreffendes Individuum am Treffpunkt. Er fährt zwar gern Moped - aber sein Hauptanliegen sind soziale Kontakte und die Bühne, die sich hier bietet. Hier weiss keiner wie er sonst tickt. Hier kann er sich durch seine Maschine und die passende Kleidung unters normale Volk mischen. Er will oft in der Gruppe fahren und fehlt bei keinem Stammtisch. Ist ganz gross im Sprüche klopfen. Keiner weiss genau wo er wohnt. Erzählt fast nie was persönliches von sich. Sonst würde man ihm ja auf die Schliche kommen und ihn durchschauen....

Der Klapphelmfahrer
ist stets um Sicherheit bemüht, äusserst bedacht nicht aufzufallen, nimmt er elegant seine Brille ab. Oft mit BMW's und Goretex anzutreffen. Einer sieht aus wie alle. Meist in schwarz gekleidet. Suchen Kontakt. Finden aber keinen.

Die Möchte-Gern-Tussis
a) Die Sozias

immer hinten drauf bei ihrem Alten, ein Alptraum für jede Tourenmannschaft mit Singlefahrern. Denkt sie gehört voll dazu, weil sie sich gut festhalten kann und nicht heult.

b) Die Verlassene
kommt, nachdem sie mit einem Biker zusammen war oder ihr Alter gestorben ist, auf den Trichter sie müsste jetzt auch selbst mal fahren. Im Crash Kurs wird die Klasse 1 gemacht und das nötige Kleingeld für eine Suzi SV 650 haben sie ja sowieso. Und auf gehts. Sie wollen immer top aussehen und dazugehören. Auch wenn Sie schon 30 sind und erst seit gestern auf den Trichter gekommen sind. Aber ihr wahrer Beweggrund für den Schein ist nicht das Fahren. Nein, auch nicht das Motorrad. Sie befinden sich ganz klar auf Brautschau. Haben sonst keinen gefunden und sich gedacht: wo sonst sind soviel coole Typen ohne Frau unterwegs?

Die Aufgetakelte
Wie passt so viel Schminke und Fönfrisur noch unter einen Helm. Hat keine Ahnung von der Szene und braucht auch keine zu haben - ist ja sowieso nicht zum fahren da sondern zum .....

Das Racegirl
Wenige seltene Exemplare sind immer mal wieder auf der Piste zu sichten. Den Zopf raus und ab die Kiste.
Sind absolute Vorzeigemodelle für jeden Typ, der sich eine davon angeln konnte. Meistens auf Sportmotorrad im besten Alter zwischen 20 und 30 machen sie im Kombi eine gute Figur. Ein paar ältere Exemplare heizen hier und da auch noch rum.

Der Weizentrinker
Obwohl motorisiert schreckt der Weizentrinker nicht davor zurück sich ein zwei Weizen auf dem Treffpunkt in die Birne zu hauen. Sein Gelalle will aber keiner hören, fahren will auch keiner mit ihm. Hängt mit anderen Säufern aber nicht mit richtigen Mopedfahrern ab. Fährt nachmittags besoffen wieder heim.

Der Edelharleyfahrer
Ja was für ein Traum so eine Harley. Wenn nur der eklige Typ da nicht drauf sässe. Die Maschinen gehen ja noch, vorausgesetzt man steht drauf. Aber die Besatzung? Bart und Bierbauch sind standard. Und blöde Sprüche sind an der Tagesordnung. Es geht ihm beim Anblick seiner Harley ständig einer ab. Gefahren wird 50, auch in den Alpenpässen. Und wehe es will einer vorbei. Dann macht er sich noch fetter.

Der Pingelige                                                                                                                             

Kaum hat er ein paar Meter gedreht, hält er an und untersucht sorgenvoll seine Maschine. Sind da etwa Dreckspritzer an seiner Verkleidung? Sofort holt er den Lappen raus und wischt sein Bike. Er hat ständig Visierclean und Kettenspray dabei. Sein Moped ist heilig und es darf kein Stäubchen haben. Fehlt nur noch ein Schild am Bike: Bitte nicht aufsitzen. Verständlich, dass er auch noch nie an den Nippeln seiner Fussraste geschliffen hat. Er ist am Treffpunkt genauso ein Pedant wie daheim. Gruselig.

Die Zwillinge
Sie kommen immer zu zweit. Sie sehen beide tupfengleich aus. Er und Sie. In der gleichen Goretex Kluft im Partnerlook. Sie gehen auch überall zu zweit hin. Sie sehen fast gleich aus. Alles ist perfekt. Wir gehören zusammen, schluchz.
Langweiliger gehts nicht. Richtig gut fahren können sie seltenst. Das Moped ist meist ein bequemer Tourer.

Der Sportfahrer
Sauber dreht er seine Runden - er hat Standardsituationen voll im Griff und lässt es brennen. Sein Knie schleift des öfterem am Boden und er bringt eine solide Leistung und das den ganzen Tag lang. Diese Spezies ist nur bei der Abfahrt am frühen morgen und bei der Rückkehr von der Tour am Abend am Treffpunkt. Die Zeit dazwischen verbringt er auf seinem Bock und geniesst den Speed. Sportfahrer gibts in jedem Alter und jeder Art von Sportmotorrad - und gefahren wird nur im Kombi. Abends haben Sie die Top-Stories auf Lager was unterwegs wieder alles so los war.

Der Hobbyracer
hängt gelangweilt am Treffpunkt ab. Er kann sowieso alles besser. Schliesslich ist er ja fast jedes Wochenende in Brünn, Most oder Magnycours. Er hat sein Strassenmoped verkauft und lästert über alles und jeden was sich dem Treffpunkt auf zwei Rädern nähert. Sein Können braucht er natürlich nicht mehr unter Beweis stellen, dafür hat er ja die Rundenzeitenausdrucke mit dabei.

Der Schadenfrohe
ist froh, dass ihm beim Abstellen das Moped nicht umgefallen ist. Jetzt sitzt er den ganzen Tag auf der Leitplanke und wartet dass es jemanden auf die Fresse haut bei diversen Showeinlagen. Dann wendet er sich schadenfroh der Menge zu und konstatiert: "der kann's auch nicht". Dabei hat sein Arsch keine Längsrille mehr sondern nur noch eine Querrille von der Leitplanke.

Fehlt noch eine Sorte Typen? Wie seht ihr den Treffpunkt?
Dann ran an die Tasten. Schreib was du darüber denkst, deine Reaktion ist meine Inspiration.

eMail an missy.d@myspeeding.de

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Portrait Richi Diopa



Er hat in Insiderkreisen einen bekannten Namen.
Er steht für handgearbeitete massgeschneiderte Motorradteile aus Kevlar, Carbon oder GFK - und hat viel für Ducatis im Programm.

Seine Werkstatt liegt im Stuttgarter Süden mitten in der Stadt - und liegt in einer Einbahnstrasse (was Missy D schon missachtet hat - da kam sie mit grünem Gefolge in der Werkstatt an...).

Beim Eintreten fallen zuerst die über allem thronenden Pin Ups auf, die Richi überall in der für den Laien chaotisch wirkenden Werkstatt dekoriert hat. Als nächstes fragt man sich unweigerlich, ob der Geruch des fliessenden Kunststoffs nicht dauerbreit macht. Aber Richi hat das alles im Griff und erklärt mir eine Mutterform.

Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und hielt im ein Mikro vor die Nase - herausgekommen ist ein Interview über einen unkonventionellen Handwerksbetrieb, der sich ausschliesslich mit einer der schönsten Nebensachen der Welt, dem Design und der Herstellung von Motorradteilen, beschäftigt:

Interview mit dem Meister der Kunststoffe Richard Diopa

Wie alt bist Du?
-  48

Wie lange hast Du hier schon die Werkstatt?
- 17 Jahre

Wie bist Du auf die Idee gekommen, diese Kunststoffwerkstatt für Motorradteile aufzumachen?
- aus Geldmangel

Wie fing das damals an?
- Bin früher in jungen Jahren Zuverlässigkeitsrennen gefahren, sprich Zuvi, öfters auf die Nase gefallen, viel gefahren, kein Geld für Neuteile, Reparaturen selbst durchgeführt. Das hat sich im Fahrerlager rumgesprochen, die Kollegen haben gefragt, ob ich es reparieren kann. Also hab ich mir  so etwas Taschengeld dazuverdient, um mein Hobby zu finanzieren und aus dem Hobby wurde Beruf.

Du bist also jemand, der durch Learning by Doing sich das ganze Kunststoffwissen angeeignet hat?
- Genau, richtig.

Kannst Du mal beschreiben wie das vor sich geht, wenn eine neue Form entwickelt wird?
- So einfach ist das nicht, eine neue Form. Entweder fängt man aus Stypropor an oder Drahtgeflechtgitter, alles Handarbeit, spachteln schleifen spachteln schleifen. Oft sind die Formen, sagen wir mal, wenn ein Motorspoiler gebaut wird, der später mal 500 oder 600 Gramm wiegt,  3 oder 4 Kilo schwer. Alles Spachtelmasse. Man muss so lange spachteln und schleifen bis es gefällt. Dann hat man das Muttermodell und von diesem Muttermodell wird dann die letzte Form, sprich Produktionsform abgezogen.

Und die wird dann noch mal angepasst?
- Das erste Teil, das rauskommt, wird überprüft. Das erste Teil lässt man etwas grösser, da werden die Kanten noch mal genau gemacht auf das Mass, dann wird es wieder in das Muttermodell reingelegt und die Kanten eben entsprechend bearbeitet.

Es gibt ja inzwischen viele Anbieter, die quasi serienmässig billig Dumpigteile auf den Markt werfen, hast du das gespürt, bedroht dich das in deiner Existentz?
- Man merkt es schon, dass im Moment sehr viel aus dem Ostblock rüberkommt, die sind zwar billger, das muss man ganz klar sagen.
Im Ostblock wird halt einfach mal nachgebaut und mit schlechtem Werkstoff. Da ist kein TÜV drauf, keine eingezogenen Kanten, kein Befestigungsmatieral.  Da wurde zum Glück ein kleiner Riegel vorgeschoben, dass man nur noch Gutachten bekommt, wenn man auch die Zertifizierung hat.
Ich behaupte aber einfach, dass wir bessere Qualität bieten. Ich kriege von den Kunden mit, dass Qualität noch bezahlt wird.

Du hast die Zertifizierung?
- jawohl

War sie schwierig zu kriegen?
- Schwierig ist es eigentlich weniger, wenn man das Geld investiert. Es gibt auch Firmen, die alles für einen machen. Wir haben es selbst gemacht, mit viel Arbeit, aber es hat trotzdem 10.000 Euro gekostet.

Wenn man sich in Deiner Werkstatt so umschaut, ist alles rot und sieht schwer nach Ducati aus. Wie kam es zu Deiner Liebe zu italienischen Motorrädern?
- Die Liebe zu italienischen Motorrädern war von Anfang an als junger Kerl schon da, auch wie es im Leben so spielt, mit 18 Yahmaha, Kawasaki, einmal kurz Honda, bis ich dann Geld hatte für Ducati 1980 - und seit 1980 fahren wir Ducati und basteln wir Teile für Ducati Motorräder.

Dann brauch ich Dich ja nicht zu fragen, was du von japanischen Motorrädern hälst?
- Ich hab gar nichts gegen japanische Motorräder. Im Moment steht auch eine Honda bei uns in der Werkstatt, wo wir einem Kollegen weiterhelfen mit einem kleinen Motorspoiler und einem Hinterradkotflügel. Aber meine Liebe spricht halt für Ducati und ich fahr halt selbst gern Zweizylindermotorräder.

Wie oft fährst du so im Jahr und was?
- Leider komm ich nicht mehr allzuviel zum Fahren. Ich fahr im Moment eine 900 SS.

Dein Sohn Lars, den ich ja auch kennengelernt habe, fährt ja auch Motorrad, wann hat er angefangen und wie lief das?
- Angefangen hat er, da war er 8 Jahre alt, im Urlaub auf Sylt auf so einer Kindermotocrossstrecke. Leider hab ich ihn dazu gebracht dass er mal fahren soll. Zuerst wollte er nicht, aber dann nach dem ersten Tag war für ihn in dem Urlaub nur noch Motorradfahren angesagt. Später hat man ihm dann eine eigene gekauft, eine kleine, dann eine zweite und eine dritte, jetzt färht er im Moment ne Kawasaki, was japanisches mit 85 Kubik und ca. 30 PS.

und fährt Cross?
- ja, Clubsport Motocross

Wie beeinflussen dich die Wirth und Pirelli Kalender, die bei dir in der Werkstatt hängen, bei der Arbeit?
- die kalender - sprich die schönen frauen - brauch man für die formgebung.

Ich weiss, dass du immer an der Ducatiausfahrt mitmachst, was ist das für ein Club?
Das ist ein Ducati Club, Cavallo nennen wir uns (www.ducati-club-cavallo.de). Den gibt es ca. seit 10 Jahren, seit da bin ich etwa dabei, als Gründungsmitglied. Wir  machen sehr viele Veranstaltungen, an denen ich leider nicht immer teilnehmen kann. Aber der 1. Mai ist eigentlich für mich Pflicht, da machen wir eine gemeinsame Ausfahrt. Es ist eigentlich kein Club in dem Sinne, dass man anwesend sein muss, es ist einfach eine lose Interessengemeinschaft über Ducati Motorräder. Einmal im Monat ist Stammtisch, es wird halt viel Benzin geredet und Erfahrungen über Ducatis ausgetauscht. Man hilft sich natürlich auch so weiter, wenn einer ein Problem hat oder ein Ersatzteil für ältere Motorräder  sucht. Für Königswellen gibt es nicht mehr alles, aber irgendwo weiss immer einer, in welcher Garage noch was zu finden ist.

Was ist dein bester kunde?
- Meine besten Kunden sind die zufriedenen Kunden, denn die empfehlen uns weiter. Und das ist gut, weil wir kein allzu grosses Budget haben für Reklame.

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Interview Jörg_L (Erfinder des Glems 101)

Seit dem ersten Glems 101, das ein grosser Erfolg war, fiebert die Moped-Gemeinde wieder auf das nächste Event.
Doch was ist Glems 101 eigentlich und was unterscheidet es von einer normalen Verkaufs-Messe oder einem Vollrausch-Motorradtreffen? Die Antworten gibts hier im Interview von Missy D mit einem der Veranstalter ::::


Age: unknown                            Moped: Triumph Speed Triple 1050

Ist dir schon mal aufgefallen, je mehr Jahre und je öfter man fährt und nichts passiert,
desto unverwundbarer fühlt man sich?

Diese Aussage, die du da machst, die ist wahr. Ich hab 20 Jahre keinen Unfall gehabt und dann bei ner blöden kleinen Ausfahrt abends nach dem Büro, wir waren nicht mal besonders schnell, (vielleicht gerade deswegen) da kam so ne Kurve, die du normalerweise ganz locker nimmst, hab ich viel zu spät gesehen. Wahrscheinlich war ich unkonzentriert. Ich kam auf die Grasnarbe und bin sofort abgestiegen.
Kurz danach hat's dann noch mal gescheppert. Das war ne Phase in meinem Leben wo ich nicht ganz dabei war. Da wollten mir die Unfälle was sagen, ein Zeichen geben. Also immer 100 % dabei sein.

Was ist wenn einer wütend oder traurig aufsteigt?
Der soll lieber in den Wald bis ihm die Puste ausgeht. Es muß dir ja selbst gar nichts passieren. Aber vielleicht einem anderen. Das ist so ein Ding wie mit der Sucht. Wenn's dir schlecht geht Finger weg. Du solltest auch keinen Alkohol trinken wenn es dir schlecht geht. Das deckt nur zu und verstärkt am Schluß die miese Laune. Das geht dann in Richtung Missbrauch.

Da kommen wir ja gleich zu deinem Fachgebiet: Du bist im Bereich Prävention beim Landkreis Böblingen tätig?
Ja ich bin für alle 26 Städte und Gemeinden hier zuständig, darunter auch Böblingen und Leonberg.

Hast Du das Glemseck 101 Event ins Leben gerufen?
Ja, gemeinsam mit Peter Herrle von der Stadt Leonberg. Es ging mir ums Motorrad und die aktive Seite vom Motorradfahren. Viele Jugendliche sind in ihrer Freizeitgestaltung total passiv, durch die PC-Welt, durch das Internet, durch TV-Konsum. Es fehlt ihnen das aktive reale selbst Erleben.
Es geht nicht nur um das Fahren. Wir waren früher draußen, haben mit Leuten Touren gemacht, haben Natur erlebt, haben uns gespürt. Das ist der eine Ansatz.
Dann bin ich der Meinung, daß man auch ne Verbindung zu traditionellen Sachen herstellen kann. Ich hab ja auch den Böblinger City Grand Prix in der Innenstadt mitentwickelt - der übrigens dieses Jahr wieder am Sonntag, den 22.07. stattfindet (darüber wird in Kürze berichtet) - einfach vor dem Hintergrund, klassische Rennmotorräder in der Stadt, ein Schaulaufen natürlich. Total viele Leute waren begeistert, obwohl's richtig laut war.
Und hier haben wir das Glemseck und die Solitude, die ja auch eine lange Renngeschichte und Motorradtradition hat - da dachte ich, da kann man mehr draus machen.
Ich war dann in London am ACE Cafe und hab viele viele Gespräche geführt, um die Jungs für meine Idee zu begeistern. und ich war hartnäckig. Auch Hans-Peter Rütten, der ja die Sternfahrt , den Continental Run nach Brighton rüber zu den ACE Days organisiert und deren Websites macht, mußte erst überzeugt werden von Stuttgart.
Und so langsam nahm die Idee Formen an, mir gefällt der englische Rocker, der Cafe-Racer, die Musik, der Style. und in die Richtung geht das Event Glemseck 101.
Also hab ich dann versucht hier was auf die Beine zu stellen. Mir war klar, daß wir London nicht nach Stuttgart kriegen, aber vielleicht was ganz eigenes, auf seine Art Neues zu schaffen, daß nicht ausschließlich auf kommerziellen Ideen beruht, sondern auch die Kiddies hinterm Ofen vorlocken soll. Daher auch immer ein kostenloses Rockabilly Konzert am Samstag.
Wir haben die Strecke extra nicht gesperrt, die Mopeds sind mitten durch die Menschenmassen gefahren und es gab keinerlei Probleme. Das zeigt, daß die Leute sehr wohl in der Lage sind, sich an Regeln zu halten - ohne daß immer Verbote ausgesprochen werden und Schilder aufgestellt.
Ich versuch mit meinem Kollegen Peter Herrle und dem Hans-Peter Rütten einen ganz bestimmten Stil von Motorradfahren darzustellen.
Natürlich hast du den Kommerz und die Motorradhändler da. Das ist ja auch ok. Es geht aber weniger drum hier die neusten Beschleunigungsmodelle zu zeigen, sondern es geht um ein Stück Biker-Subkultur, wovon es im Ausland mehr gibt, zum Beispiel in Frankreich, England, und Italien. Deshalb auch die Rockabilly- oder Punkband. Es muß nicht immer Born to be Wild sein. Das Bewußtsein soll erweitert werden, Clichees aufgesprengt.
Hier soll sich aber natürlich was Eigenes entwickeln. Keine Kopie.
Dieses Jahr gibts das Glems 101 vom am letzten August-Wochenende 2008 wieder direkt am Glemseck!


Heute fehlt ja vielen Mopedfahrern ein gewisser Background?
Die Leute sind gar nicht mehr unter einem bestimmten Aspekt zusammenzufassen - auch bei den Motorradfahrern verbindet die Leute oft gar nichts mehr untereinander, nicht mal das Motorradfahren selbst. Da gibt's den BMW Typ oder Harley Banker oder oder oder. Aber der Background von früher fehlt, man hat sich gegrüßt, gegenseitig geholfen. Es war eine Subkultur. Es war ein Stück Rebell. Heute ist Motorradfahren Mainstream. Leider. Da find ich mich mit meiner Einstellung meistens nicht wieder.
Ich hab da sone Wunschvorstellung: ich hätte gern einen Ort, wo ich hingeh, so wie das ACE Cafe, wo die Seele zuhause ist. wo ich überall Benzin riech und meinesgleichen treffe. In Deutschland hab ich so was noch gar nirgends gefunden. Entweder ist es ein Mopedtreff oder eine "Biker Kneipe". Das hat aber nicht diesen Spirit.

Ich hab ein paar mehr Szeneleute beim letzten Event vermißt?
Ja das kann man noch besser machen. Da sind wir dabei. Wir verhandeln zum Beispiel mit den 'Roller Girlz" aus Stuttgart. Laßt Euch überraschen.
Außerdem könnte man auch Oldtimer Karren, die wirklich alten Hotrods und so was dazunehmen.
Man muß nur aufpassen, daß es nicht zu riesig wird, dann wird es nämlich automatisch auch kommerzieller, dann kommt das RTL Publikum. Das wollen wir gar nicht unbedingt.
Diesmal arbeiten wir mit dem swr3-Radio zusammen. Es wird auf jeden Fall etwas punkig.

Was hat das mit dem Seehaus hier am Glems um die Ecke eigentlich auf sich?
Das Seehaus ist eine Einrichtung, die sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert und die werden quasi resozialisiert und lernen dort, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die machen viel Handwerkliches. Das Thema Zweirad ist für die ne gute positive Erfahrung und weil es hier um die Ecke lag, haben wir sie mit einbezogen. Der Schirmherr des Seehauses ist der Justizminister.
Das ACE ist ja so mit entstanden, da war der 59 Club, den ein Pfarrer gegründet hat, um Jugendliche die auf der Straße oder  die straffällig waren, zu beschäftigen. Dieser Club ist immer noch der größte Club der Welt, der frei organisiert ist.

Was war Deine beste Erfahrung mit dem Moped?
Ich persönlich hatte mal Endorphine pur, das war als ich mal in den 80ern mit meiner Kawa GPZ 900 R auf der Rennstrecke Ledenon in Südfrankreich war. Irgendwann war ich nicht mehr in der Lage mich auf irgendwas anderes zu konzentrieren als auf Schalten, Kuppeln, Gas geben, immer mit dem Versuch die Ideallinie zu finden. Das hat irgendwann ausgelöst, daß ich in eine Art Flow rein kam, daß der Kopf frei wurde und nur an diese eine Sache gedacht habe. Da gibt es in meinem Leben ganz wenige Beispiele dafür. Das war eine spirituelle Erfahrung, die nicht durch "Nichts-Tun" entstanden ist. Das hab ich so eigentlich nie wieder erlebt.

Wie war deine persönliche Moped-Story?
Ich bin schon eher ein Straßen-Motorradfahrer. und ich fahr gern schnell. Leider macht mich das Fahren in Deutschland gar nicht so an, weil hier alles so eng und so voll ist. Ich fahr sehr gerne in Frankreich, Elsaß und so. Ich nehm mir gern ein paar Tage Zeit dafür. Dort gibt's schöne Kurven und wenn ich mit dem allernötigsten im Tankrucksack losfahre, dann kommt das Gefühl von Freiheit auf, nichts geplantes, nicht zu wissen wo du abends landest, da wo das Motorrad hin will. Diese Touren mache ich liebsten mit ein oder zwei Leuten, die ne ähnliche Einstellung haben wie ich.

Wie seid Ihr so unterwegs?
Sagen wir mal so ich fahr in der Stadt so viel wie ich darf, allein schon um meinen Schein zu behalten, auf der Landstraße, da laß ich's dann schon mal knacken. und kurvenreiche Strecken bedeuten mir mehr als schnell geradeaus. und da kann man eh nicht so schnell fahren.

Jain. Mit deiner Kiste krieg ich auf ner kleinen Geraden auf der Roten Lache schnell einen guten Top Speed und geh dann auch in die Kurve mit mehr als ich darf...
lacht. Ich würde jetzt nie auf die Idee kommen die Heslacher Steige mit 180 zu nehmen. Ich versuche vom Kopf her schnell zu sein, aber mit dem Verstand noch dabei - einfach auch zu überlegen was alles passieren kann.

Was ist dein größter Wunsch für die Zukunft?
Ich möchte möglichst lange gesund sein. und daß ich neugierig bleib und weiterhin, das größte Abenteuer, dass es für mich gibt, beruflich wie privat, betreiben kann, nämlich mich mit Menschen zu befassen.

Infos zum Glems 101:   http://www.glemseck101.de

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Interview Kiwi-Chris (Kolben & Zylinder)



Age: unkown                                                                      Mopeds:  zu viele zum listen

Fährst Du gerade Motorrad?

- immer

Was hast Du gerade im Stall?

- KTM, Ducati 851, Cagiva Arizona, Yamaha XS 400, Norton Rennmaschine, Ducati 500, Husqvarnas

Sind die Husqvarnas offroad?

- Ja, nur offroad

Wann fährst Du offroad, wann fährst Du Strasse?

- Ich fahre den ADAC Cup Senior, das sind 8 Rennen im Jahr. Senior Class, Crazy Old Man, die Ducati fahr ich als Geschäftsfahrzeug und am Wochenende.

Und der Rest?

- Mit dem Rest fahr ich Motocross und mit der Norton heisse Rennen, Veterenentreffen und so was.

Wann hast Du angefangen mit Motorrad? 

- mit 15

Was hast Du als erstes gehabt?

- Die Puch. Das war in Neuseeland und dort war es das erste Bike seit ich mit 15 meinen Schein gemacht habe. Dann hab ich auf Honda gewechselt, dann Yahmaha, dann auf englische Bikes und dann in Australien hatte ich meine erste Ducati.

Wie alt warst Du da?

- 21. Von da ab war klar: ich liebe Ducati

Ich hab bei deinen Fotos gesehen, dass Du auch selbst Motorräder gebaut hast. Wie kommt man dazu einen Rahmen zu entwerfen und zu bauen?

- einfach aus Spass. Ich hatte eigene Theorien über die Aufhängung und die Federung, das muss so funktionieren, und dann hab ich so lange probiert, bis es funktioniert.

Wenn Du dir dann ein Bike gebaut hast, hattest Du keine Angst, darauf abzugasen?

- Nein. Ich habe mir selbst 100 % vertraut.

Wie kam es, dass Du damals nach Australien ausgewandert bist?

- Oh das war ne Geschichte mit den Jungs, wir haben Arbeit gesucht und dort gab es Jobs. Und die Idee war, nach Europa zu fliegen, dort Mopeds zu kaufen und sie dort wieder zu verkaufen. Die anderen von der Clique sind in Perth hängengeblieben, der einzige der es bis nach Europa geschafft hat, war ich.

Die sind noch in Perth?

- ja, die haben geheiratet, Schwangerschaft und all so ein Kram.

Was war Deine erste Docking Station in Deutschland?

- Zuerst war ich am Anfang in Italien, dann nach Deutschland. Ich war immer etwas knapp. Also musste ich immer wieder nach England um ein paar Flocken zu verdienen. Und das immer mit dem Motorrad, es gibt keinen anderen Weg.

Was war Deine längste Tour auf zwei Rädern?

- Die längste Tour was einmal rund um Australien. Komplett um die Insel mit der Ducati Dame. Einfach Highway 1.

Was gefällt Dir hier, Du bist ja immer noch hier?

- Nee, hier gefälts mir sehr gut. Und ich hab mich selbstständig gemacht und hier kannst Du wirklich deine eigenen Sachen machen.

Wie kommt es, dass Du nicht beruflich bei Mopeds gelandet bist?

- In England hab ich in einem BSA Laden geschafft. Volle Werkstattarbeit, alte Maschinen restauriert. Das war ungefähr in den 90ern.

Wann bist Du in Stuttgart angekommen?

- Das war 1999.

Wieso?

- Das fragen wir nicht.

Eine Frau. Aha.

- lacht

Bist Du noch beim ADAC Cup?

- Ja, klar ich fahr noch voll mit, das nächste Rennen ist dieses Wochenende.

Du kennst jetzt von Deiner Weltreise viele verschiedene Motorrad-Treffs, was war der Interessanteste?

- Bathhurst in Sydney. This is the Hell of us. Es war ein paar hundert Kilometer ausserhalb von Sydney, es war in der Nähe der Rennstrecke. Und am Wochenende war da die Hölle los, hunderte von Gang-Moped-Fahrern, burning down the house.

Was ist wenn bei Dich die Cops hier anhalten weil du zu laut bist?


- Sorry no german, only english. und dann geben sie auf.

Warst Du schon mal auf Isle of Men?

- Ja, das war genial. Ich war dort als Zuschauer, schreckliches Essen aber super Stimmung. Ich war mit der Triumph dort.

Wenn Du jetzt ganz frei wärst, was würdest Du als nächstes Projekt angreifen?

- Ich mache mit einem Freund ein neues Geschäft auf in Stuttgart, und das heisst:  Kolben und Zylinder. Wir kaufen Mopeds und restaurieren sie für die Kunden. Oder ein Kunde bringt ein altes Teil und wir bringen es wieder auf Vordermann. Es geht vor allem um Veteranen und alte Motorräder. Und gleichzeitig bieten wir verschiedenste Biersorten.

Bier ist immer gut.

- In Deutschland gibts einen Laden der heisst Cars & Wines und wir machen Kolben & Zylinder. Die Leute schauen die Mopeds an, bestellen Umbauten, lassen was restaurieren und können dabei aus 33 Biersorten von überall auf der Welt aussuchen. Mein Partner Steff kommt aus der Gastronomie und sorgt für die nötigen Flüssigkeiten. und ausserdem ist er ein alter Vespa-Freak.

Das Opening ist Anfang August im Lehenviertel, Stuttgart Süd, Strohberg 15

geöffnet ist Freitag ab 18.00 Uhr und Samstag bis 18.00 Uhr, immer wenn die Fahne draussen hängt !!!

Chris, Ich glaube wir hören noch von Dir!

zur Foto-Galerie der Neueröffnung:  <hier>

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Interview Darth Joe

by Missy D am Point G.


Age: unknown

Moped: sold


Jo, wie lange hast Du schon hier die Kneipe?

 

- im April waren es 20 Jahre

 

War das damals auch ein Motorradtreff?

 

- ja, das ist bestimmt schon seit 30 oder 40 Jahren ein Motorradtreff.

 

Wie bist Du auf die Idee gekommen, hier so eine Cafébude zu machen?

 

- ja, das war weil ein Haufen Motorradfahrer hier waren und dann haben wir gedacht, da muss man doch ein bisschen Geld verdienen.

Missy D: ehrliche Antwort

Mr S: und da gibt es Typen die studieren Raumfahrttechnik um erfolgreich zu sein

 

Fährst Du selbst auch Motorrad?

 

- zur Zeit nicht

 

Bis wann bist Du gefahren und was?

 

- ich hatte bis vor zwei Jahren eine Suzuki GSX-R 1000

 

Warum hast Du aufgehört?

 

- Du ich hatte keine Lust mehr.

 

Kannst Du das ein bisschen ausführen?

 

- Ich bin schon als kleiner Bub mit elf Motorradgefahren, eigentlich immer, bis vor zwei Jahren. Dann hab ich gedacht, es gibt keine Steigerung mehr, es reicht einfach.

Mr S: gute Antwort!

 

Wie sieht Dein Lieblingskunde hier aus?

 

- Mein Lieblingskunde sieht so aus: er sollte die gleiche lockere Art haben wie ich, dann verstehen wir uns auch prima.

Missy D: also, macht euch alle mal locker!

Mr S: für alle uncoolen: bei Gefahr auf den Boden legen, auf Hilfe warten, Maul halten

 

Was ist der schlimmste Kunde hier?

 

- Der schlimmste Kunde ist derjenige, der an allem rummeckert.

Missy D: Auf Motorradtouren sind das auch die schlimmsten

Mr S: ist das dein Schminkspiegel?

 

Ich hab gesehen, dass Du bei schönem Wetter die Formel 1 hier draussen laufen lässt, wäre das auch mal für den GP denkbar?

 

- Du meinst den Motorrad GP. Hab ich schon oft probiert, aber das Interesse von den Motorradfahrern ist nicht da.

 

Liegt das daran, dass sie in der Zeit selbst fahren?

 

- Nee, glaub ich nicht, aber die haben alle ihre eigenen Motorräder im Kopf und für den GP interessieren die sich nicht.

Missy D: Ausnahmen bestätigen die Regel

 

Gibt es dieses Jahr wieder eine Halloween Party?

 

- selbstverständlich

Mr S: jedes Jahr ein absolutes Muss (immer am 31.10. abends draussen am Feuer)

 

Wer ist am meisten hier?

 

- Da gibt es nur einen Namen, die Sigi.

 

Was macht Deiner Meinung nach einen guten Motorradfahrer aus?

 

- Ein guter Motorradfahrer achtet auf sich und besonders auf die anderen und zieht sich auch ordentlich an.

 

Was hältst Du von den Leuten, die hier unkontrolliert auf dem Hinterrad vorbeikommen?

 

- Da halt ich überhaupt nichts davon. Weil die dafür sorgen, dass immer mehr Polizei hierher kommt und Kontrollen macht und das kann ja keinem Motorradfahrer recht sein.

 

Was war eines der aussergewöhnlichsten Erlebnisse, die Du hier am Glemseck hattest?

 

- Gewöhnliches gibt es eigentlich nicht, weil ich finde das alles aussergewöhnlich. Denn ein so grosser Motoradtreff mit so vielen Motorradfahrern, bei dem es so friedlich zugeht, wo es noch nie irgendeine Schlägerei oder einen Streit gab, ich finde das ist aussergewöhnlich genug.

 

Dein Kommentar zum Wetter in Deutschland:

 

- Ja gut, das muss man halt nehmen wie es kommt. Ändern können wir es nicht. Wenn öfters die Sonne scheinen würde, wäre mir das schon lieber, aber es gibt ja so Verrückte, die kommen auch bei Regenwetter.

Missy D: Alle die, die kein Wohnzimmer haben


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